Lohnen sich Ladeflatrates für Elektroautos?
Inzwischen gibt es zwei Anbieter von echten Lade-Flatrates. Das heißt, Sie zahlen einen Pauschalbetrag für alle monatlichen Abrechnungsvorgänge. Ganz neu ist das Angebot von JUCR[[Jucr]]. Das Berliner Unternehmen bietet Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit, an mehr als 250.000 Ladepunkten in Europa die gesamte benötigte Ladeenergie zum Pauschalpreis zu beziehen. Und das sind in Deutschland tatsächlich alle relevanten Ladepunkte, auch die IONITY-Stationen. Allerdings werden die Ladepunkte von Fastned, dem wichtigsten Schnellladeanbieter in den Niederlanden, noch nicht unterstützt. Hier gibt es hauptsächlich AC-Ladepunkte, die für lange Fahrten nicht wirklich nützlich sind.
Dennoch ist das Preismodell interessant. Es gibt zwei Tarife für private Nutzer. CITY bietet langsames Laden mit Wechselstrom für eine Pauschale von 49 Euro pro Monat. Wer alle Optionen haben möchte, sollte sich für den Tarif FREEDOM entscheiden, der 99 Euro kostet. Alle Tarife sind europaweit gültig, aber nur für die private Nutzung.
Ab wann lohnt sich die Jucr-Flatrate für Privatkunden?
Tarif | Preis / Monat | Preis pro kWh | kWh | Verbrauch / 100 km | benötigte km / Monat |
City | 49,- € | 0,30 € | 163,3 | 15 kWh | > 1089 km |
City | 49,- € | 0,30 € | 163,3 | 20 kWh | > 817 km |
Freedom | 99,- € | 0,40 € | 247,5 | 15 kWh | > 1650 km |
Freedom | 99,- € | 0,40 € | 247,5 | 20 kWh | > 1238 km |
Beispielrechnung mit folgenden Annahmen: Tarif City mit Stromkosten von 0,3 € / kWh – Tarif Freedom mit 0,4 € / kWh als Mischkalkulation.
Für Geschäftskunden gibt es drei Modelle: HYBRID für Hybridfahrzeuge für 49 Euro. ELECTRIC BASIC bietet unbegrenztes AC-Laden für 69 Euro und ELECTRIC PREMIUM bietet AC- und DC-Laden in ganz Europa für 199 Euro. Allerdings kann auch bei den Profi-Tarifen nur ein Fahrzeug genutzt werden und die App kann nicht mit Kollegen, Freunden oder der Familie geteilt werden. JUCR will diese Art des Missbrauchs aus dem Abrechnungsverhalten herausfinden.
Nach einer kleinen Dreisatzrechnung scheint der große Firmentarif ab einem Verbrauch von etwa 400 kWh pro Monat interessant, was – je nach Fahrzeug – etwa 2.000 km entspricht. Bei den Privattarifen ist TRAVEL für Fernreisen interessant, denn hier sollte man bereits ab 140 kWh, also ab etwa 700 bis 800 km pro Monat auf der Autobahn, finanzielle Vorteile haben. Ein schönes Pendlermodell. Für 30 Euro Aufpreis sind Sie bei FREEDOM natürlich auf der sicheren Seite.
Update: Der Tarif Travel ist aus dem Programm genommen worden.
Die Nummer zwei der Anbieter im Segment der echten Flatrates ist ELVAH[[ELVAH]]. Das Angebot ist derzeit auf Deutschland beschränkt, aber eine Beta-Version für Europa ist bereits in Arbeit. Bei ELVAH sind die Preise nach dem zugelassenen Fahrzeug gestaffelt. Für kleine Elektrofahrzeuge wie einen VW e-UP, einen Renault Twingo electric oder einen smart EQ werden 89 Euro pro Monat fällig. Die nächste Fahrzeugkategorie, darunter die beliebten Renault Zoe, Fiat 500e oder Kia e-Soul, kostet 129 Euro pro Monat. Langstreckenmodelle wie der VW ID.3, der Skoda Enyaq oder der Polestar 2 kosten 159 Euro, und an der Spitze hat ELVAH den Audi E-tron, den Mercedes EQC und den Porsche Taycan aussortiert und verlangt für sie 199 Euro pro Monat. Die schnellen, aber leider teuren IONITY-Ladestationen gehören hier ebenso zum Portfolio wie Allego, EnBW und e-on.
Eine Besonderheit von ELVAH: Wer an Stationen lädt, die noch nicht unterstützt werden, bekommt die entsprechenden Kosten erstattet. Wenn Sie schummeln wollen, indem Sie ein kleineres Fahrzeug angeben, als Sie tatsächlich fahren, sollten Sie wissen, dass für die jeweiligen Tarife eine „weiche“ Verbrauchsobergrenze gilt, die zwischen 500 und 1.000 kWh liegt. Das bedeutet, dass Sie im XS-Tarif von 89 Euro diese Grenze in zwei aufeinanderfolgenden Monaten überschreiten müssen, damit etwas passiert. Bei einem angenommenen Verbrauch von 15 kWh/100 km für ein kompaktes Elektrofahrzeug müssten Sie rein rechnerisch mehr als 3.000 km im Monat fahren, um diese Grenze zu überschreiten. Das scheint doch recht unwahrscheinlich. Umgekehrt sind die Pakete nur attraktiv, wenn Sie deutlich mehr als 1.000 km im Monat elektrisch fahren und ausschließlich unterwegs laden.
Ab wann lohnt sich die Elvah-Flatrate?
Tarif | Preis / Monat | Preis pro kWh | kWh | Verbrauch / 100 km | benötigte km / Monat |
Elvah XS | 89,- € | 0,40 € | 222,5 | 15 kWh | > 1483 km |
Elvah S | 129,- € | 0,40 € | 322,5 | 18 kWh | > 1792 km |
Elvah M | 159,- € | 0,40 € | 397,5 | 20 kWh | > 1988 km |
Elvah L | 199,- € | 0,40 € | 497,5 | 25 kWh | > 1990 km |
Beispielrechnung mit folgenden Annahmen: 0,4 € / kWh als Mischkalkulation.
Die Elvah Flatrate lohnt sich ebenfalls vor allem für Vielfahrer ab 1500 – 2000 km pro Monat (je nach Fahrzeugklasse), die kaum oder gar nicht zu Hause laden können.
Ladeflatrate für den Urlaub?
Da beide Flatrate-Anbieter eine monatliche Kündigung anbieten, wäre eventuell eine Nutzung für den Jahresurlaub sinnvoll. Wenn man also z. B. bei elvah mit einem Hyundai Kona (64 kW) die Flatrate nur für einen Monat bucht, kostet dies 159,- Euro (M-Tarif). Dafür hätte man die Möglichkeit in dem Monat 850 kWh Strom zu laden. Selbst wenn man von einem erhöhten Verbrauch von etwa 20 kW pro 100 km ausgehen würde, käme man mit den 850 kWh mehr als 4.000 km weit. Nutzt man das Kontingent an Strom komplett aus, läge man bei einem Preis von etwa 0,18 Euro pro Kilowattstunde. Dies würde sich also durchaus lohnen, wenn man die rechtzeitige Kündigung nicht vergisst.